Letztens konnte ich für eine socialmedia-Aktion der katholischen Kirche etwas zu meinem Glauben in einem Reel sagen. In meinem Studium in katholischer Theologie vor Jahrzehnten - in diesem Studium übrigens lernte ich den Buddhismus kennen und schätzen, aber das ist ein anderes Thema -, in diesem Studium also gab es den Ausdruck «Glaube ist ein dialogisches Verstehensgeschehen». Natürlich schaut da eine gewisse personalisierte Gottesvorstellung um die Ecke, doch gefällt mir noch immer dieses Wort «Verstehensgeschehen», das ist nichts Festes, das ist sozusagen flüssig, beweglich ohne beliebig zu sein. Dieses Dialogische wiederum bräuchte Differenzierung von Dualität oder Einssein im Sinne der Unio Mystica. Für mich ist hier der Dialog-Begriff zu dual gedacht (da Gott, da Mensch; da der eine Mensch, da der ganz andere; etc.). Doch es sollte ja im Reel einfach und kurz sein.
Im Buddhismus und in meinem Erleben gibt es eine frohe Botschaft. Im Grunde unseres Wesens sind wir heil und vollständig, daran glaube ich und das erfahre ich immer wieder auch im Kleinen. Alles ist schon da zu unserem Glück, zu unserer Zufriedenheit.
Wir aber schaffen es meistens, diese innere Klarheit mit fetten Wolken und Problemen zu verdecken. Wir jammern, ich mäkele herum. Das stimmt nicht, jenes ist ungenügend.
Wir vergleichen mit allem und jedem.
Ich glaube daran, dass dieses Vergleichen völlig nutzlos ist, ja sogar stört und hindert, uns auf uns selbst zu fokussieren und etwas relaxter unterwegs zu sein.
Kaum gibt’s etwas Glück, ist’s auch schon wieder vorbei.
Das heisst, es geht darum, diese kleinen Freuden auszudehnen, noch mehr auszudehnen und weiterhin auszudehnen und liebevoll im Herzen zu halten. Dann passiert das, was wir Glückseligkeit nennen, letztlich im erwachten Zustand ‘reine Glückseligkeit’.
Ich glaube daran, dass ich - und wir - das schaffen können, diese Klarheit zu erreichen. Ich glaube daran, dass das ohne Hingabe an das Leben nicht geht.
Dass das auch nur gelingen kann, wenn ich Humor behalte, am besten gegenüber mir selbst. Dass ich nicht versteife. Also offen bleibe für all die Wunder in mir und um uns herum.
Natürlich gibt es in der buddhistischen Lehre auch bei dieser Frage eine konkrete Systematisierung. Es geht um die sogenannten vier Siegel. Alle, die von diesen vier Siegeln überzeugt sind – daran glauben –, sind sozusagen auf dem Weg des Buddha.
Das erste Siegel bedeutet, dass alle zusammengesetzten Phänomene vergänglich sind. Dies zu erkennen und zu akzeptieren, fällt nicht so leicht. Wie gerne denken wir, wenn wir auf der Alphütte die sonnenbeschienenen Berge betrachten, diese Sonnenberge erleben wir nun ständig und am nächsten Tag dann regnet es in Strömen. Das Wetter gehört halt auch zum zusammengesetzten Phänomen der hellen Berge hinzu. Ähnlich verhält es sich mit Ehe, Beruf, Auto, etc.
Das zweite Siegel ist für uns vielleicht noch etwas widerborstiger: alle Gefühle sind Leid. Gerne würden wir ja nur die sogenannt negativen Gefühle ausmerzen. Doch klappt das nicht, sie klopfen immer wieder penetrant an unseren Gefühlshaushalt an. Und die sogenannten positiven Gefühle vergehen wieder und zack, da ist Enttäuschung und anderes Ungemach. Alles sehr unbeständig. Dieses zweite Siegel bedeutet also, dass allen Gefühlen etwas Leidvolles innewohnt (das beschreibt auch die erste der vier edlen Wahrheiten).
Beim dritten Siegel geht es um eine Spezifizierung oder um die Grundlage, vereinfacht gesagt, vom ersten Siegel und etwas weiter gedacht auch noch vom zweiten. Alle Dinge haben keine eigenständige Existenz. Für die einen ist jener Mann dort der beste der Welt, für die Parasiten ein toller Wirt und für die Geier am Ende seiner Tage ein Festschmaus.
Nirvana ist frei von Vorstellungen. Dieses vierte Siegel beschreibt, dass sämtliche Konzepte vom Erwachen begrenzt sind und Beschreibungen uns eher auf eine falsche Fährte bringen können. Vielleicht ist Nirvana das Glück beim Riechen der Fäkalien.
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